Ein eigenes Business starten will gelernt sein

«Unterstützung der Eltern ist bei der Firmengründung wichtig»

Lars Gabriel Meier 7 Minuten

Ein eigenes Business starten – wieso nicht? Für viele junge Erwachsene ist die Gründung eines eigenen Unternehmens eine verlockende Vorstellung. Was junge Talente dabei beachten sollten und wie Eltern ihren Nachwuchs bei diesem Schritt unterstützen können, weiss Stefanie Hack: Die Co-Leiterin des Gründerdesks der Zürcher Kantonalbank teilt im Interview ihre Tipps zur Gründung einer Firma in der Schweiz.

Stefanie Hack, angenommen, ich befinde mich in meinen Zwanzigern, habe eine Geschäftsidee und möchte mein eigenes Start-up gründen – wo fange ich am besten an?

Wir bekommen tatsächlich oft Anrufe von jungen Leuten, die sagen, sie hätten bereits eine Geschäftsidee, aber wüssten nicht, wo sie anfangen sollen. Dann empfehlen wir seitens Gründerdesk der Zürcher Kantonalbank (ZKB), in einem ersten Schritt sich mit dem Business Model Canvas auseinanderzusetzen. Das muss auch gar nicht allzu umfangreich sein. Viele junge Leute mag das zunächst abschrecken, weil sie fälschlicherweise annehmen, dass dies mit viel Aufwand und auch mit Kosten verbunden ist – dem ist aber nicht so: Die Business Model Canvas-Vorlage umfasst zwei A4-Seiten und wird von uns kostenfrei auf unserer Website zur Verfügung gestellt. Hier geht es darum, sich mit der Geschäftsidee auseinanderzusetzen und diese zu verschriftlichen. Dazu gehört auch, die Vor- und Nachteile einander gegenüberzustellen und sich zu überlegen, wie die Idee in die Tat umgesetzt werden kann.

Spricht etwas dagegen, bereits in jungen Jahren sein eigenes Unternehmen zu gründen?

Generell spricht nichts gegen eine Firmengründung in jungen Jahren; alterstechnisch gibt es hier kein Richtig oder Falsch. Wenn man über das Know-how und die nötigen Ressourcen verfügt, kann man durchaus schon im jungen Erwachsenenalter den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Mit Ressourcen sind nicht nur finanzielle Mittel gemeint – auch der Zeitfaktor spielt eine Rolle: Jemandem, der noch Vollzeit studiert oder schon arbeitet, steht natürlich weniger Zeit zur Verfügung als jemandem, der gerade das Studium abgeschlossen hat.

Wichtig ist auch, dass man sich möglicher Risiken bewusst ist. Gibt es Sicherheiten wie Ersparnisse, die Möglichkeit, bei den Eltern zu wohnen oder Unterstützung von der Familie – sowohl finanziell als auch in Bezug auf Know-how?

Der Vorteil einer Unternehmensgründung in jungen Jahren liegt darin, dass man meist noch keine grossen finanziellen Verpflichtungen hat. Zum Beispiel, weil die Familienplanung noch kein Thema ist. Insofern lohnt sich ein Ausprobieren im jungen Erwachsenenalter besonders. Dennoch sollten sich junge Leute darüber im Klaren sein, dass man nicht alles im Leben planen kann – im schlimmsten Fall sollte man aus Fehlern lernen.

Wie können junge Gründerinnen und Gründer am besten eine tragfähige Geschäftsidee entwickeln?

Allgemein sollte man sich für die Erarbeitung der Geschäftsidee Zeit nehmen. Dazu gehört es, Umfragen durchzuführen, die Bedürfnisse der Kunden zu klären, die Zielgruppe zu segmentieren und eine Risikoanalyse vorzunehmen.

Da wir beim Gründerdesk als Bank eher auf bankfachliche Themen spezialisiert sind, arbeiten wir mit zwei Partnern zusammen: dem Startzentrum Zürich und Jurata. Der Prozess sieht so aus, dass mit uns der Erstkontakt stattfindet und wir die Gründerinnen und Gründer dann an einen der beiden Partner übergeben.

Beim Startzentrum Zürich kann man bis zu zwei kostenlose Beratungsgespräche in Anspruch nehmen, um die Geschäftsidee genau zu analysieren. Dorthin verweisen wir jene Gründerinnen und Gründer, die noch nicht genau wissen, wie sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen können.

Gründerinnen und Gründern, die schon klare Vorstellungen von ihrer Firmengründung haben, verweisen wir jeweils an Jurata. Hier geht es darum, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen der Firmengründung überprüft werden. Auch hier findet ein Beratungsgespräch statt. Schwerpunkte sind unter anderem die rechtliche Prüfung des Firmennamens und -zwecks sowie die Erstellung der Gründungsdokumente.

Basierend auf Ihrer Erfahrung: Mit welchen Stolpersteinen sollten junge Gründerinnen und Gründer in den frühen Stadien der Unternehmensgründung rechnen?

Stolpersteine können beispielsweise aufgrund unerwarteter Kosten auftreten – das kann dann der Fall sein, wenn die Produktionskosten auf einmal ansteigen oder gewisse Sozialabgaben nicht richtig kalkuliert wurden. Ein Stolperstein kann sich auch daraus ergeben, wenn die Marktsituation falsch eingeschätzt wurde: In gewissen Branchen ist die Konkurrenz auf dem Markt sehr gross; auch können Branchentrends die Marktsituation beeinflussen.

Mit welchen Tipps kann diesen Stolpersteinen vorgebeugt werden?

Dem Kostenaspekt kann insofern vorgebeugt werden, indem man die anfallenden Kosten bereits im Vorfeld so gut wie möglich kalkuliert. Man kann aber nicht alles vorhersehen: Eine durch die Wirtschaft bedingte Kostensteigerung der Produktion kann jederzeit auftreten.

Allgemein liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, sich vor der Firmengründung eingehend mit der Geschäftsidee, deren Umsetzbarkeit, dem Markt, der Zielgruppe und seinem Angebot zu beschäftigen. Sich entsprechende Unterstützung zu holen ist hilfreich, um Stolpersteine zu umgehen. Der Gründerdesk und unsere Partner sind dabei nur mögliche Beispiele – man kann sich auch von anderen Fachstellen beraten lassen.

Auch lohnt es sich bei der Firmengründung, wenn immer möglich, das eigene Netzwerk miteinzubeziehen und das Know-how von Familie und Freunden zu nutzen.

Apropos: Welche Rolle spielen die Eltern bei der Unternehmensgründung ihrer Kinder? 

Das ist eine wichtige Frage. Denn wir erleben auch viele junge Gründerinnen und Gründer, die gerade erst volljährig geworden sind. Sie sind ambitioniert und voller Tatendrang. Die Unterstützung der Eltern ist bei der Firmengründung wichtig – ich denke, dass es beispielsweise zentral ist, dass sich die Kinder bei den Eltern mit ihrem Vorhaben gut aufgehoben fühlen. Andernfalls kann es sein, dass der Nachwuchs aus einer Trotzreaktion heraus in die Firmengründung investiert, obwohl es für ihn unter Umständen nicht der richtige Weg ist.

Aus diesem Grund ist es genauso wichtig, dass Eltern die geplante Firmengründung durchaus auch kritisch hinterfragen und sich dabei einbringen. Denn im Nachhinein werden es die Kinder wahrscheinlich danken.

Wir stellen fest, dass sich das Dienstleistungsangebot in hohem Masse verändert – es ist eine Ausweitung ins Onlinebusiness bemerkbar. Themen wie Dropshipping gewinnen an Bedeutung; das Gleiche gilt für Onlinemarketingplattformen. Dass sich der Trend in diese Richtung entwickelt, merkt man beispielsweise an der erhöhten Präsenz von Onlineshops auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen.

Zum Schluss: Welche wesentlichen Tipps würden Sie jungen Erwachsenen geben, die darüber nachdenken, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Erster Tipp: Mutig agieren! Ich finde, eine gute Portion Mut ist in jedem Lebensalter wichtig, um eine Firma zu gründen – ein gewisses Risiko dabei lässt sich nie hundertprozentig ausschliessen.

Zweitens rate ich jungen Erwachsenen, bedacht zu sein und sich entsprechend vorzubereiten, beispielsweise mithilfe der bereits erwähnten Unterstützungsangebote.

Drittens: Geduld und Durchhaltevermögen sind ebenfalls von Bedeutung. Erfolge zeigen sich in den ersten Gründungsjahren nicht immer sofort. Auf Social Media wird einem schnell das Bild vermittelt, dass bereits kurz nach der Gründung der grosse Boom folgen sollte, was aber nicht der Realität entspricht. Bis zum Durchbruch können mehrere Jahre vergehen – daher: Unbedingt geduldig bleiben!

Mein letzter Tipp ist, regelmässig eine Bestandsanalyse durchzuführen und zu reflektieren: Wo steht mein Unternehmen im Markt? Was muss angepasst werden?

Nehmen wir als Beispiel ein Restaurant: Das Geschäft läuft gut, allerdings führt der Inhaber keine regelmässigen Bestandsanalysen durch. Wenn sich jetzt die Lebensmittelkosten erhöhen, aber die Preise nicht angepasst werden, gerät der Betrieb in Schieflage. Eine solche Bestandsanalyse muss auch nicht in Form einer umfassenden Buchhaltung erfolgen – einmal pro Quartal innehalten und das eigene Geschäft zu reflektieren, kann bereits ausreichen.

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